Umwege und Überraschungen
Emailsymposium 2007 in Morez, (Jura, Südfrankreich): Einladung der französischen Emailgesellschaft zum Arbeiten und zum Erfahrungsaustausch. Wir wurden kulinarisch verwöhnt und alles war wunderbar. Zum Schluss gab es eine Ausstellung der wichtigsten Arbeiten im Rathaus von Morez.
Mein Double entstand auf Seitenwänden von Herden, emailliert nach Fotogrammen von besprühten und zerkratzten Glasscherben: geheimnisvolle Zeichen. Jeder Künstler sollte eine Arbeit der Französischen Emailgesellschaft überlassen (siehe oben rechts), die anderen Platten nahm jeder mit zurück nach Hause. Nr. 2 meines Doubles kam noch in eine Ausstellung nach Limoges und Paris und die wunderbare Marie-Thereze, Präsidentin der französischen Emailgesellschaft, wollte die Platte irgendwann mit nach Erfurt bringen. Wir dachten beide nicht mehr daran und vor 3 Jahren verstarb Marie-Thereze. Wir denken gern an die Zeit mit ihr.
Vor 2 Jahren fragte mich Agnieszka aus Paris, ob sie mir aus dem Nachlass von M-T. eine Emailplatte mitbringen soll. Sie ist von mir.
In freudiger Erwartung dachte ich, das kleine Porträt, dass M.T. einmal unbedingt haben wollte, kommt jetzt wieder zu mir zurück. Ich hatte mich schweren Herzens davon getrennt. Die freudige Erwartung war groß. Aber es kam nicht eine 10x10cm großes Emailbild zurück, sondern eine etwas zerbeulte und leicht beschädigte Platte mit dem gespiegelten Ypsilon. Diese Platte hatte ich völlig vergessen. „Little face“ war nicht dabei.
Was aus dem Nachlass von M.T. niemand wollte, landete am Straßenrand in Paris. Meine heimgekehrte Emailplatte hat Agnieszka vor dem Sperrmüll gerettet. Wie schön! Der Reparaturaufwand schien mir aber doch zu hoch.
Meiner Cousine gefiel die Platte und vor allem die Geschichte ihrer langen Reise. Sie meinte: „Die lassen wir so und ich nehme sie meinem Sohn mit. Der ist Lehrer für Französisch und Geschichte und liebt Frankreich. Das passt!“
Also hat sie eine neue Heimat gefunden und es freut mich sehr, dass sie nicht erneut im Sperrmüll landet.